Geldanlagen insgesamt: Sparanlagen verlieren zugunsten von Aktien, Fonds und ETFs
Waren in 2013 die festverzinslichen Sparanlagen noch die bei weitem am meisten genutzten Geldanlagen, so sieht die Verteilung der Mehrfachnennungen heute deutlich anders aus. Einlagen wie Sparanlagen, Tagesgelder und Bausparen bilden noch immer die Spitzengruppe. Aktien, Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds) konnten aber deutlich aufholen.
Auch aktuell besitzt die Mehrheit der Befragten selbst noch keine nachhaltige Geldanlage. Allerdings ist der Anteil derer, die ihr Geld nachhaltig anlegen, gegenüber 2013 deutlich von fünf auf 22 Prozent gestiegen.
Die Hälfte derjenigen, die noch keine nachhaltige Geldanlage besitzen, äußert generelles Interesse an dieser Anlagemöglichkeit – ebenfalls eine deutliche Steigerung gegenüber 2013 (31 Prozent). Darunter sind die 18- bis 29-Jährigen am meisten interessiert: 63 Prozent haben großes oder sogar sehr großes Interesse an nachhaltigen Geldanlagen.
Informationsquellen und Beratung
Internet überwiegt
Das Internet beziehungsweise die eigene Hausbank sind erste Anlaufstellen, wenn es um Informationen zu nachhaltigen Geldanlagen geht: Jeweils etwa die Hälfte der Finanzentscheider würde diese Quellen nutzen, um sich näher über nachhaltige Geldanlagen zu informieren. Jeweils etwa ein Drittel der Finanzentscheider würde die Stiftung Warentest ansprechen beziehungsweise sich auf Informationen von Verwandten oder Bekannten verlassen. Jeder Vierte würde sich an eine Verbraucherzentrale oder einen unabhängigen Finanzberater wenden.
Beste Beratung: Verbraucherzentrale legt zu, Hausbanken stabil, unabhängige Finanzberater bei Jüngeren beliebter
Die beste Beratung zu nachhaltiger Geldanlage erwarten die Finanzentscheider aktuell von einer Verbraucherzentrale gefolgt von ihrer Hausbank. Während sich die Mehrheit der 18- bis 29-Jährigen die beste Beratung von einem unabhängigen Finanzberater verspricht, favorisieren die Über-60-Jährigen mehrheitlich die eigene Hausbank oder eine Verbraucherzentrale.
Ausschlüsse von Branchen oder Verhaltensweisen
Spontan noch wenig konkrete Vorstellungen
Fragt man offen (ungestützt), macht die Mehrzahl der Befragten keine Angabe, was nicht zu nachhaltigen Geldanlagen zählen sollte. Jene, die spontan konkrete Vorstellungen haben, geben in erster Linie einen Ausschluss der Waffen- und Rüstungsindustrie an.
Auch Staaten mit Diktaturen, beziehungsweise Staaten oder Unternehmen, die in Atomenergie investieren, den Klimaschutz missachten oder eine unzureichende Klima- und Umweltschutzpolitik betreiben beziehungsweise Menschenrechtsverletzungen begehen, sollten bei nachhaltigen Geldanlagen keine Berücksichtigung finden. Dies deckt sich mit den Ergebnissen von 2013.
Branchen-Ausschlüsse: konstant bei Rüstung, Glücksspiel und Tierhaltung
Neben der offenen Frage nach Ausschlüssen gab es auch Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten (gestützte Fragen). Nicht überraschend: Wie bei den spontanen Nennungen lehnen die Finanzentscheider mit weitem Abstand die Waffen- und Rüstungsindustrie ab. Über die Hälfte wünscht sich einen Ausschluss der Glücksspielbranche, gefolgt von industrieller Tierhaltung und von Pornografie. Auch die Tabakbranche, Atomkraft und Kohlekraftwerke sollten laut der Befragten von nachhaltigen Geldanlagen ausgeschlossen werden.
Bei Atomkraft und Kohlkraftwerken gibt es gegenüber 2013 die stärksten Veränderungen: Kohlekraftwerke werden heute deutlich kritischer gesehen als damals (von 19 auf 45 Prozent). Atomkraft hingegen geht bei den Ausschlüssen signifikant zurück (von 60 auf 44 Prozent). Einfluss darauf haben sicherlich die zum Zeitpunkt der Befragungen geführten gesellschaftlichen Diskussionen: in 2013 die zeitliche Nähe zum Atomunfall in Fukushima mit dem anschließenden erneuten Atomausstieg sowie heute die Debatte über den Kohleausstieg angesichts des Klimawandels.
Verhaltens-Ausschlüsse: Kinderarbeit und Umweltzerstörung vorne
Unverändert an erster Stelle liegt mit 71 Prozent die ausbeuterische Kinderarbeit.
Hohe Ablehnung mit starken Zuwächsen gibt es bei folgenden Kriterien: Fast zwei Drittel sind gegen die Zerstörung von Naturräumen. Gut die Hälfte wünscht einen Ausschluss von Korruption und Bestechung bzw. Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen.
Einen auffälligen Rückgang gibt es bei der Spekulation mit Nahrungsmitteln (von 33 auf 25 Prozent). Vermutlich steht auf dieses Thema aktuell nicht so sehr in der Wahrnehmung, als dass tatsächliche Verbesserungen gesehen werden.
Gezielte Investitionen in Branchen oder Unternehmen, die gewünschte Verhaltensweise beherzigen
Spontan weiterhin für Klima- und Umweltschutz
Ergänzend zu den Ausschlüssen sollten die Befragten anschließend angeben, in welche Branchen und Verhaltensweisen von Unternehmen gezielt investiert werden sollte. Spontan äußerten sich die Finanzentscheider – wie bereits in 2013 – in erster Linie für eine Förderung von Klima- und Umweltschutz. Auf ähnlichem Niveau folgt die Unterstützung von erneuerbaren Energien bzw. einer nachhaltigen und umweltschonenden Produktion.
Investitionen in Branchen: Umweltschutz punktet gegenüber sozialen Kriterien
Bei der Befragung mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten sollte aus Sicht der Finanzentscheider mehrheitlich und verstärkt in Erneuerbare Energien investiert werden. Fast ebenso viele würden ökologische Landwirtschaft und nachhaltige Forstwirtschaft auswählen.
Auch stiegen Themen wie Receycling/Kreislaufwirtschaft und umweltfreundlicher Transport.
Wohin gegen Themen wie Krankenhäuser/Pflegeeinrichtungen, Bildung, Trinkwasserversorgung und Kinderbetreuung weniger gewünscht wurden. Auch das Hauptthema von 2013, die Armutsbekämpfung, verzeichnet einen signifikanten Rückgang bei der Nennung von 61 auf 40 Prozent und landet aktuell nur noch auf dem fünften Platz.
Investitionen in Verhalten: gute Arbeitsbedingungen und faire Einkommen noch am wichtigsten
Wie bei den Branchen legen auch bei den gestützten Kriterien für das Verhalten von Unternehmen die Umweltthemen gegenüber den sozialen Themen zu. Mit knapp 60 Prozent sprechen sich zwar die meisten Befragten für eine Auswahl von Unternehmen aus, die gute Arbeitsbedingungen und faire Einkommen bieten. Der Wert ist aber von 65 auf 59 Prozent gesunken.
Gestiegen sind hingegen die Umweltthemen: Gut die Hälfte erwartet durch nachhaltige Geldanlagen die Verringerung von Schadstoffen. Knapp die Hälfte hofft, dass die Herstellung umweltfreundlicher Produkte und Technologien begünstigt wird. Ebenfalls fast die Hälfte wünscht sich eine Reduzierung von Treibhausgasemissionen beziehungsweise eine Stärkung der Ressourcen- und Energieeffizienz.
Rückgänge gibt es bei: Schaffung von Arbeitsplätzen, Einhaltung des Datenschutzes, Einbeziehung und Dialog mit Interessensgruppen bei strittigen Vorhaben, Weiterbildung der Mitarbeiter fördern sowie Förderung und Unterstützung von Entwicklungsländern.
Neue Fragen in 2022: Nachhaltigkeitspräferenz und Wirkung
Deutliche Mehrheit für Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz
Laut der Änderung zur europaweiten MiFID II-Verordnung zum Wertpapierhandel müssen in Wertpapierberatungsgesprächen ab August 2022 die Nachhaltigkeitspräferenzen von Anlegern abgefragt werden. Fast drei Viertel der Befragten spricht sich dafür aus, dass sie gefragt werden, ob sie in nachhaltige Finanzprodukte anlegen möchten und welche Kriterien ihnen dabei wichtig sind.
Wirkung von nachhaltiger Geldanlage – knappe Mehrheit erwartet messbare Effekte, geringere Rendite wäre vertretbar
44 Prozent der Befragten wünschen sich, dass ihre nachhaltige Geldanlage auch eine eindeutig messbare und zuordenbare nachhaltige Wirkung erzeugt. Für 28 Prozent reicht es aus, wenn bestimmte, kontroverse Branchen oder Verhaltensweisen ausgeschlossen werden.
Zwei Drittel derjenigen, für die eine messbare und zuordenbare Wirkung bei einer nachhaltigen Geldanlage wichtig ist, würde eine geringere Rendite bei einer solchen Anlageakzeptieren. Für neun Prozent wäre auch ein höheres Risiko vertretbar. Gut ein Fünftel würde weder eine geringere Rendite noch ein höheres Risiko billigen.
Mehr Nachhaltigkeit bei Altersvorsorgeprodukten gefordert – Vergleich mit 2017
Über die Hälfte der Finanzentscheider (58 Prozent) sind der Ansicht, dass Anbieter von Altersvorsorgeprodukten bei der Beitragsanlage generell Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen sollten. In 2017 sprachen sich noch 50 Prozent dafür aus.